Chronik


Damit im späten 19. Jahrhundert auch die arbeitenden Klassen endlich die Natur genießen konnten, entstand 1895 in Wien der Touristenverein “Die NaturFreunde”. Sein Gruß wurde das bis heute gebräuchliche “Berg frei” und das Erkennungszeichen sind seither die verschränkten Hände, aus denen Blumen wachsen. 19o5 entstanden Gruppen in Zürich und in München. Damit war der Verband zu einer internationalen Organisation geworden.

In Regensburg fanden sich am 26. Juli 1910 zwölf Begeisterte zu einer eigenen Ortsgruppe zusammen. Die zunächst regen Aktivitäten des jungen Vereins litten bald unter den Belastungen des Ersten Weltkriegs. Zwei Mitglieder kamen im Krieg um. Doch die Idee wirkte weiter.

Als erster Verband in unserem Raum überhaupt gründete man 1921 eine Wintersport- und Kletterabteilung. Im Winter 1921/22 wurden bereits Ortsgruppen-Meisterschaften im alpinen Ski- und Langlauf abgehalten. Die Kletterer waren in den heimischen Klettergärten ebenso unterwegs wie in den Alpen. 1923 wurde die Ortsgruppe ins Vereinsregister eingetragen. Man trat mit Lichtbildervorträgenan die Öffentlichkeit, markierte Wege und hatte eine höchst aktive Musiksektion. Im Jahre 1931 gestaltete die Regensburger NaturFreunde-Musikgruppe das 4. Bayerische Gaumusikfest. Im Winter 1932 bezog man am Pröller eine erste Skiunterkunft.

Wie bei den anderen aus der Arbeiterbewegung stammenden Organisationen aber beendete die Katastrophe des Jahres 1933 die offizielle Vereinstätigkeit. Die Ortsgruppe wurde verboten und vielen ihrer Funktionäre blieb der Weg in die Straf- und Konzentrationslager nicht erspart. Trotzdem traf man sich auch in den Verbotsjahren illegal zu Wanderungen und Bergfahrten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung begann im Jahre 1946 der Wiederaufbau. Sylvester Häring, Josef Karl und Max Meyer kümmerten sich bei der Militärregierung um die Wiederzulassung. Bei der Wiedergründung hatte die Ortsgruppe schon 61 Mitglieder. Bald traten ökologische Fragen in den Mittelpunkt, und die sportlichen und kulturellen Aufgaben des Vereins wurden auf ihre Umweltwirkunghin hinterfragt. Das betraf (und betrifft) die allgemeine gesellschaftliche Situation ebenso wie das eigene Freizeitangebot und die NaturFreunde-Häuser.

Im Herbst 1949 hatte man am Pröller bei St. Englmar wieder eine Skiunterkunft in Betrieb genommen. 1964 pachtete man dort dann die Viechtacher Skihütte. Schon 1953 erwarb die Ortsgruppe die Bergadlerhütte im Labertal, aus der durch völligen Neubau in den Jahren 1971 bis 1974 das heutige NaturFreunde-Haus Alpiner Steig wurde.

In den 1990er Jahren folgten die Regensburger NaturFreunde einer Namensänderung im Bundesverband. Hatte sich der Begriff “Tourist” bei der Gründung noch auf den Tourengeher in der Natur bezogen, so bedeutet er im Zeitalter des Massentourismus fast das Gegenteil. Seither heißen sieNaturFreunde Deutschlands – Ortsgruppe Regensburg e.V. und führen den programmatischen Untertitel “Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur”.

Über die Jahrzehnte sind – trotz Rückschlägen in den letzten Jahren – die Arbeitszeiten und Einkommen insgesamt arbeitnehmerfreundlicher geworden. Dennoch sind sich die NaturFreunde bewusst, dass keineswegs alle Ziele erreicht wurden, die sich unsere Gründer vor einem Jahrhundert gesetzt hatten. Unsere Fachgruppen reagieren darauf mit einem immer vielfältigeren Freizeit- und Kulturangebot. Es gilt weiterhin, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen, den Zugang zu ihr für eine breite Öffentlichkeit zu sichern und die demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten zu nutzen.

Nur wer sich mit der Natur aktiv auseinandersetzt, hat eine Chance, unsere Lebensgrundlagen auch künftig zu erhalten.